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DIE MASCHENPROBE

DIE MASCHENPROBE

Damit ihr seht, dass ich auch aus Fehlern lerne, möchte ich euch heute kurz erklären, wie man für das Maschinestricken eine anständige Maschenprobe strickt. Eine Maschenprobe ist für MaschinestrickerInnen super schnell gestrickt. Leider funktioniert das beim Handstricken nicht so schnell. Daher weiß ich aus Erfahrung, dass man diese gerne einmal unter den Tisch fallen lässt. Ich rate jedoch auch allen HandstrickerInnen, dass sie eine anstädige (s. Beschreibung unten) Maschenprobe stricken. Auf Basis dieser Probe kanst du dann mit Hilfe einfacher Mathematik berechnen, wieviele Maschen und Reihen du benötigst, um ein bestimmtes Strickstück akurat stricken zu können. 

Auch wenn viele dieses Thema gerne vermeiden, so ist die Strick-Mathematik wirklich das A und O für ein gelungenes Strick-Projekt. Also habt keine Angst davor! Nehmt einen Zettel und einen Stift in die Hand und kalkuliert euer nächstes Projekt. Wenn euch das abschreckt oder zu mühsam ist, dann nutzt einfach eins der vielen tollen KI-Programme im Internet. Diese helfen rechenfaule StrickerInnen ganz unkompliziert weiter.

 

Eine akurate Maschenprobe erstellen

Die Größe der Maschen wird von der Einstellung des Maschenreglers am Schlitten bestimmt. Da sich diese Einstellung je nach Wollstärke und Muster ändert, musst du IMMER eine Maschenprobe stricken (60 Maschen × 60 Reihen), bevor du ein Kleidungsstück beginnst.

Diese Maschenprobe solltest du idealerweise immer akurat beschriften, archivieren und die Ergebnisse in einer Tabelle übersichtlich eintragen. Notiere dabei nicht nur die erreichte Maschen- und Reihenanzahl, sondern auch die verwendete Wolle (Marke, Material und Farbe) und das angewendete Muster. Diese Notizen werden dir auf lange Sicht viel Zeit und Nerven sparen.

 

Stricken der Maschenprobe

1. Vorbereitung
Schiebe 60 Nadeln in B-Position.

2. Anfang
Stricke mit der gewünschten Wolle für dein Kleidungsstück 10 Reihen. Danach stricke zwei Reihen mit einer Kontrastwolle.

3. Reihenzähler
Stelle den Reihenzähler auf Null ein.

4. Auslöser einstellen
Klappe den Auslöser für den Reihenzähler nach unten.

5. Strickprozess
Stricke 30 Reihen mit der Strickwolle und in dem Muster, wie du es auch für dein Kleidungsstück verwenden möchtest. Schiebe danach jeweils jede 21. Nadel rechts und links von Null (Mitte) in E-Position. Lege ein Stück der Kontrastwolle in die Haken dieser Nadeln und ziehe die Nadeln wieder zurück in die B-Position.

6. Fortfahren
Stricke weitere 30 Reihen. Dann stricke zwei Reihen mit der Kontrastwolle. Stricke zum Abschluss erneut 10 Reihen mit der Strickwolle. Hier kannst du mit Hilfe von eingestrickten Löchern die Fadenspannung visualisieren. 6 Löcher entsprechen so z.B. eine verwendete Fadenspannung von 6.0 . Kette alle Maschen ab und werfe das Probeteil zum Schluss von der Maschine.

7. Maschenprobe entspannen
Wasche und trockne deine Maschenprobe.

Wie bestimmt man die Maschen- und Reihenzahl?

Um gleiche Abmessungen zwischen dem Gestrick und dem Schnitt zu bekommen, ist es notwendig, die Maschenprobe genau auszumessen:

1. Höhe
Messe 60 Reihen innerhalb der Kontrastfarbe in cm.

2. Breite:
Messen Sie 40 Maschen in cm.

Nun kannst du einfache Mathematik für deine Bedürfnisse anwenden.
Tipp: Für ein genaues Maß solltest du an 3 verschiedenen Stellen messen und den Mittelwert berechnen.

 

Ein Beispiel für die Kalkulation der Höhe:

Frage: Wenn ein Strickstück 14 cm auf 60 Reihen hat. Wieviele Reihen benötige ich für 10 Zentimeter?

Rechenweg:

14 cm entsprechen 60 Reihen:

60/14 =4,29 Reihen pro Zentimeter

Für 10 cm:

10 x 4,29 = 42,9 Reihen

Das bedeutet, du musst in etwa 43 Reihen stricken, um 10 cm in Höhe zu erreichen.

 

Ein Beispiel für die Kalkulation der Breite:

Frage: Wenn ein Strickstück 15 cm auf 40 Maschen hat. Wieviele Maschen benötige ich für eine Breite von 10 Zentimeter?

Rechenweg:

15 cm entsprechen 40 Maschen:

40/15 = 2,67 Maschen pro Zentimeter

Für 10 cm:

10 × 2,67 Maschen = 26,7 Maschen

Das bedeutet, du solltest etwa 27 Maschen anschlagen, um 10 cm Breite zu erreichen

MEIN 1. KURZARM-PULLOVER MIT FANG-MUSTER / TUCK-STITCH

MEIN 1. KURZARM-PULLOVER MIT FANG-MUSTER / TUCK-STITCH

Heute möchte ich mit euch mein aktuellstes Design vorstellen. Den Kurzarm-Pullover im Retro-Style mit Fang-Muster. 

Das Fangmuster/Tuck-Stitch ist generell eine beliebte Technik im Maschinestricken, die durch das gezielte Nicht-Stricken einzelner Maschen entsteht. Bei Verwendung einer Lochkarte übernimmt die Strickmaschine die Musterung automatisch, wodurch sich gleichmäßige und effektvolle Designs erstellen lassen, ohne dass man einzelne Nadeln manuell anheben muss.

Generell sollte man VOR jedem neuen Projekt ein anständiges Teststück stricken und dieses danach auch waschen und flach liegend trocknen lassen. Sobald der Teststrick getrocknet ist, kann man es korrekt ausmessen und so die Maschenanzahl für eine bestimmte Breite (z.B. 10cm) und die Reihenanzahl für eine bestimmte Höhe (z.B. 10cm) messen. Diese Daten sollte man am Besten auch immer in einer Übersicht dokumentieren. Hätte ich das bei diesem Projekt gemacht, hätte ich mich nach dem Waschen und Trocknen des Pullovers nicht so sehr gewundert, was da vor mir lag…

Doch eins nach dem anderen.

Alles fing mit diesem Fangmuster an. Ich wollte schon seit Langem einen Pullover mit Fang-Muster stricken. Denn egal, wie lange man bereits eine Strickmaschine besitzt, man kommt einfach nicht sofort dazu alle Möglichkeiten dieser Maschine zu testen. Also nahm ich mir letzte Woche die Zeit und probierte einige Lochkarten aus und fing an diese mit einfacher Sockenwolle (75% Schurwolle, 25% Polyamid) zu „teststricken“. Bereits nach wenigen Versuchen habe ich mich in dieses Muster verliebt.

Zunächst strickte ich das Fangmuster mit einer Fadenspanung 8.0, doch dann entschied ich mich für die Fadenspannung 6.0.  Und das funktionierte super. Die Wolle riß nicht und das Fangmuster strickte sich dank einiger Gewichte wunderbar ab. Was sollte also schief gehen?!? Ich verwendete wie immer einfache Sockenwolle, stellte wie so oft meine Fadenspannung 6.0 ein und machte mich an eine neue Strickanleitung, die bzgl. der Maße mit diesen Einstellungen für mich perfekt schien…

Tja. Was soll ich sagen. Meine leichte Überheblichkeit lies mich ganz vergessen, dass sich jedes Muster bzgl. Höhe und Länge anders verhält. Und in jedem alten Maschine-Strickbuch, das ich besitze, steht folgendes zum Thema „Fangmuster“:

„…If you … take the work off the machine, you will find that you have created a fabric that is noticeably wider than the plain knit. This is a characteristic of tuck stitch … and it does mean that you have to be careful when combining different types of stitches in the same garment…“

Übersetzt heißt es:

„…Wenn Sie … die Arbeit von der Maschine nehmen, werden Sie feststellen, dass Sie einen Stoff hergestellt haben, der merklich breiter ist als ein glatt rechts gestricktes Strickstück. Dies ist eine Eigenschaft des Fangmusters … und es bedeutet, dass Sie vorsichtig sein müssen, wenn Sie verschiedene Sticharten im selben Kleidungsstück kombinieren …“

Erfahrene StrickerInnen erahnen bereits, was mir passiert ist.

An der Stelle, an der ich das Fangmuster integrierte, wurde der Strick viel weiter und zudem auch viel kürzer als bei meinem glatt-rechts Gestrick. Ich meine, ich bin ganz froh darüber, dass gecroppte Boxy-Pullover mittlerweile so trendy sind, aber so wirklich geplant war das nicht so.

Ich muss auch zugeben, dass ich Glück im Unglück hatte. Da ich das Fangmuster im unteren Bereich des Vorder- und Rückenteils strickte, wurde der Pullover zwar etwas weiter und auch zugleich kürzer ABER alle Abnahmen, d.h. die Hals-, Arm- und Nackenabnahmen waren „standardmäßig“ in glatt rechts und daher hatte ich keine Probleme beim Einsetzten der Ärmel und des Bündchens am Halsausschnitt.

Klar, ist mir schon im Laufe des Projekts aufgefallen, dass der Pullover etwas weit wirkte, aber während des Strickens dachte ich mir nicht wirklich viel dabei. Manchnmal muss man so ein Strickstück ja erst einmal zusammennähen bzw. häkeln und danach Waschen und Trocknen um die wahre Schönheit eines Strick-Objekts zu erkennen.

Also wusch ich meinen Pullover nach Fertigstellung sofort im Wolle-Programm in meiner Waschmaschine und lies ihn danach liegend auf meinem Kachelofen trocknen (Für irgendwas muss ja so ein Ofen im Winter gut sein.). Doch am nächsten Morgen wurde mir bewusst, dass beim Stricken irgendwas schiefgelaufen sein musste… 

Nun gut. Manchmal muss man es eben auf die harte Tour lernen. Nicht umsonst heißt es, dass man IMMER einen Teststrick vor jedem Projekt machen muss, oder?

 

Aber ich muss gestehen, auch wenn der Pullover überhaupt nicht so geworden ist, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, so finde ich ihn doch ziemlich cool!  Das nächste Mal, wenn ich diesen Schnitt nutze, werde ich jedoch die Ärmel um 8 Reihen kürzen und die Bünchen dafür um 4 Reihen breiter machen. Ich finde diese Ärmellänge etwas grenzwertig, da sie mir fast in den Ellenbogen hinunter reichen. Bei dieser Länge rollt sich zudem das kurze Bündchen fast ein. Doch dies sind marginale Änderungen, die ich das nächste Mal unkompliziert umsetzen kann.

Beim nächsten Pullover-Projekt werde ich jedoch noch einmal extra genau auf meine Maße achten und ein akurates Strick-Teststück anfertigen. Denn jedes Muster und auch jede Wolle verhält sich anders. 

Habt ihr auch solche Projekte in eurem Kleiderschrank? Strickstücke, die überhaupt nicht so geworden sind, wie gedacht, doch letztendlich doch ganz cool aussehen? Erzählt mir davon.